Wenn früh morgens in Thüringen der Nebel über den von ausgedehnten Fichtenwäldern umgebenen Bergsee Ratscher zieht und die ersten Blätter der vereinzelten Laubbäume ihr sattes Grün verlieren, neigt sich nicht nur der Sommer dem Ende entgegen, sondern auch die Saison der Quadrathleten. Aus nah und fern kommen Jahr für Jahr Sportlerinnen und Sportler nach Schleusingen, um Teil des Wettkampfes zu sein, der hier als Quadrathlon in diesem Jahr bereits zum 20. Mal ausgetragen wurde. Viele der Sportlerinnen und Sportler waren schon unzählige Male dabei – man kennt sich. Ratscher ist inzwischen viel mehr als „nur“ Quadrathlon.
Insbesondere in den Jahren, in denen hier ein internationaler Wettkampf ausgetragen wird, wie in diesem Jahr die Weltmeisterschaft über die Sprintdistanz, begegnen sich hier Quadrathleten aus ganz Europa – und in manchen Jahren auch vom anderen Ende der Welt. Insgesamt 52 Einzelstarter aus den zehn Nationen Deutschland, England, Frankreich, Italien, Norwegen, Polen, Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn waren angereist, um die Schnellsten der Welt unter ihnen zu ermitteln.
Überschattet wurde der Wettkampf in diesem Jahr durch den tragischen Tod eines Triathleten, der kurz vor dem Start des Quadrathlons auf der Laufstrecke verstarb. Mit vollstem Verständnis aller Teilnehmenden wurde der Start verschoben und die Radstrecke verlegt. Auch wenn der Wettkampf wie gewohnt topp organisiert wurde, war daher vieles anders als all die Jahre davor. Vielen Quadrathlethen fiel es schwer, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Die Teilnahme am Wettkampf war eine mentale Herausforderung.
Der Startschuss fiel dann mit etwa einer Stunde Verspätung um 16 Uhr. Nach dem es am Vortag noch heftig geregnet hatte, waren die Wetterbedingung nahezu optimal für alle vier Disziplinen des Quadrathlons. Zunächst mussten 750 Meter durch das knapp unter 20°C warme, bzw. ohne Neoprenanzug kalte Wasser des Stausees geschwommen werden. Stefan Griem aus Freising erreichte als erster Einzelstarter wieder das Seeufer, gefolgt von Sebastian Wiese (Spandau) und Laurent Martinou (Frankreich). Bei den Frauen war Anna-Lena Klee (Mellrichstadt) die schnellste Schwimmerin des Tages, dicht gefolgt von Antje Fiebig (Leipzig).
Die für süddeutsche Sportler wellige und für norddeutsche Sportler bergige Radstrecke konnte Eric Lieseke aus Jena als erstes hinter sich bringen, der damit auch die Gesamtführung übernahm. Ihm folgten, mit wenigen Sekunden Rückstand, Alexander Dittrich (Rostock), Alvaro Sabater Ramirez (Spanien), Ferenc Csima (Ungarn) und Laurent Martinou. Bei den Frauen dagegen konnte Anna-Lena Klee auf der 20 Kilometer langen Radstrecke die Führung vor Antje Fiebig behaupten, während Susanne Walter (Berlin) dem Führungsduo auf den Fersen blieb.
Die schnellste Paddelzeit der Einzelstarter des Tages ging an Ferenc Csima dicht gefolgt von Alvaro Sabater Ramirez, Alexander Dittrich und Eric Lieseke. Da sich die Paddelzeit des Führungsquartetts nur um wenige Sekunden unterschied, gingen die vier Führenden innerhalb von nur einer Minute auf die Laufstrecke. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stand fest, der Quadrathlonweltmeister auf der Sprintdistanz wird 2023 durch ein extrem spannendes Finale auf der Laufstrecke festgelegt. Auch bei den Frauen zeichnete sich ein bis zuletzt spannendes Rennen ab. Während Antje Fiebig auf der 4,6 Kilometer langen Paddelstrecke wieder ein wenig an Anna-Lena Klee herankam, näherte sich Susanne Walter mit der schnellsten Paddelzeit auf weniger als drei Minuten Rückstand auf die Führende und weniger als eineinhalb Minuten auf den zweiten Platz dem Spitzenduo weiter an.
Der schnellste Läufer des Tages war dann der Spanier Alvaro Sabater Ramirez der sich damit den WQF Weltmeistertitel auf der Sprintdistanz sicherte. Der zweite Platz ging an den Vorjahressieger Ferenc Csima aus Ungarn. Dritter wurde Alexander Dittrich vor Eric Lieseke. Mit der zweitschnellsten Laufzeit konnte sich Laurent Martinou auf der fünf Kilometer langen Laufstrecke den vier führenden nochmal nähern und belegt am Ende den fünften Platz. Bei den Frauen lief die neue Weltmeisterin Anna-Lena Klee am schnellsten, gefolgt von Antje Fiebig und Susanne Walter.
Neben den spannenden Wettkampf um den Gesamtsieg der WQF Quadrathlon-Weltmeisterschaft, zeigten auch die Athletinnen und Athleten der unterschiedlichen Altersklassen hervorragende Leistungen. Hervorzuheben sind hier die jungen Nachwuchsquadrathleten Jan Giritsch (Jahrgang 2004) Manas Lukáš (2005) Šuster Lukáš (2006) und Markus Krawietz (2009).
Erstmalig wurde im Rahmen der WQF-Sprint-Weltmeisterschaft der Einzelstarter auch eine offizielle Staffel-Weltmeisterschaft ausgetragen. Elf Teams aus zwei bis vier Startern sind in Ratscher angetreten. Insgesamt nahmen damit 38 Sportlerinnen und Sportler an der Staffel-Weltmeisterschaft 2023 teil. Zahlreiche Teams setzten sich aus absoluten Spezialisten, die erstmals mit dem Quadrathlon in Berührung kamen, zusammen. Was in den jeweiligen Disziplinen möglich ist demonstrierte allen voran das Team 1 der Wassersport Vereinigung Kassel (WVC). Aljoscha Dietrich, Christian Schüffler, Sebastian Grassewitz und Julian Lind erreichten mit in allen vier Disziplinen beeindruckenden Zeiten einen absolut dominanten Start-Ziel-Sieg. Den zweiten Platz belegte das 2. Team des WVC, Harald Brückmann, Michael Michel-Flüchter und Maik Aßhoff. Platz drei ging an das Quadrathlonteam Ulm, wo David Kunderer und László Szabó ihr Quadrathlon-Comeback feierten.
Einige Quadrathleten werden dieses Jahr noch in Ungarn, Spanien oder England an den Start gehen. Für die meisten aber endet in Ratscher die Quadrathlon-Saison 2023. Zeit sich über den Herbst, den Winter und das Frühjahr auf die Wettkämpfe im Jahr 2024 vorzubereiten, um dann letztendlich auch wieder Anfang September dabei zu sein, wenn früh morgens der Nebel über den idyllisch gelegenen Bergsee Ratscher zieht…
by David Kunderer
© Fotos by Lars Rohde
Ergebnisse
1. Alvaro Sabater Ramirez (ESP) | 1:33:07 |
2. Ferenc Csima (HUN) | 1:34:07 |
3. Alexander Dittrich (GER) | 1:35:15 |
4. Eric Lieseke (GER) | 1:36:56 |
5. Laurent Martinou (FRA) | 1:37:01 |
Frauen
1. Anna-Lena Klee (GER) | 1:47:21 |
2. Antje Fiebig (GER) | 1:50:09 |
3. Susanne Walter (GER) | 1:53:39 |
4. Gabi Menke (GER) | 2:00:12 |
5. Undine Weihe (GER) | 2:06:41 |
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